Facettes d'islam
Facetten von Muslimfeindlichkeit
Differenzierung als Fairnessgebot1
I. Eine überfällige Debatte
Eine breite öffentliche Diskussion über Vorurteile und Ressentiments, die Muslimen hierzulande allzu oft entgegenschlagen, steht noch aus. Die Zeit ist reif dafür, und die Voraussetzungen für eine vertiefte Auseinandersetzung sind aktuell eigentlich ganz günstig.
Noch vor drei Jahren konnte man Begriffe wie Islamophobie oder Islamfeindlichkeit nicht verwenden, ohne sich sofort Vorwürfe von Überempfindlichkeit, Naivität oder „Gutmenschentum“ einzuhandeln. Hinter der Rede von Islamophobie, so ein immer wieder geäußerter Verdacht, stecke nichts anderes als eine ausgeklügelte islamistische Strategie zur Tabuisierung jedweder Kritik am Islam und seinen Repräsentanten. 2 Es gehe darum, unter dem Banner des Kampfes gegen Islamophobie ein gesellschaftliches Klima der „political correctness“ zu schaffen, damit sich am Ende niemand mehr traue, „unbequeme Wahrheiten“ über den Islam bzw. über Muslime öffentlich auszusprechen. Um dem Spiel islamistischer Organisationen nicht auf den Leim zu gehen, solle man vom Begriff Islamophobie und ähnlichen Konzepten daher tunlichst Abstand halten.
Gewiss: Solche Warnungen kann man nach wie vor vernehmen. Sie sind aber nicht mehr tonangebend, und das macht einen wichtigen Unterschied. Dass eine nicht selten ressentimentgeladene, manchmal sogar rassistische Stigmatisierung von Muslimen ein reales Problem darstellt, dass Menschen darunter konkret leiden und dass sich daraus Risiken für das gesellschaftliche Miteinander ergeben, wird von ernstzunehmenden Kreisen in Politik und Wissenschaft kaum mehr in Frage gestellt. Wenn der Begriff der Islamophobie auch heute noch kontrovers diskutiert wird, dann geschieht dies unter deutlich veränderten
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Überarbeitete Fassung eines Vortrags, der am 6. September 2010 in der Arbeitsgruppe „Präventionsarbeit mit Jugendlichen“ der Deutschen Islamkonferenz gehalten wurde. Im