Droit
Unsere Eltern haten im Dritten Reich ganz verschiedene Rolle gespielt. Mein Vater wollte nicht über sich reden. Aber ich wusste, dass er seine Stelle als Dozent der Philosophie wegen der Ankündigung einer Vorlesung über Spinoza verloren und sich und uns als Lektor eines Verlags dür Wanderkarten und bücher durch den Krieg gebracht hatte. Wie kam ich dazu, ihn zu Scham, und wenn wir sie nur anklagen konnten, die Täter nach 1945 bei sich, unter sich geduldet zu haben.
Wir Studenten des Seminars entwikelten eine Starke Gruppenidentität. Wir vom KZ- Seminar- zunächt nannten die anderen Studenten es so und bald auch wir selbst. Was wir machten, interessierte die anderen nicht; es befremdete viele, stiess manche geradezu ab. Ich denke jetzt, dass der Eifer, mit dem wir Furchtbarkeiten zur Kenntnis nahmen und anderen zur Kenntnis bringen wollten, tatsächlich abstossend war. Je furchtbarer die Ereignisse waren, über die wir lasen und hörten, desto gewisser wurden wir unseres aufklärerischen und anklägerschen Auftrags. Auch wenn die Ereignisse uns den Atem stocken liessen- wir hielten sie triumphierend hoch.
Es handelt sich um einen Auszug einer Roman von Bernhard Schlink, den der Titel Der Vorleser trägt und im Jahre 1995 verröfentlichen. Die Passage trägt den Titel "Vor Gericht".