Baudelaire
Anlass für mich, ein Semester in Polen zu verbringen, war zum einen die Heimat meiner Mutter aus kultureller Sicht besser kennenzulernen und zum anderen auf viele junge Menschen zu treffen, die ebenfalls an Polen und seiner Kultur interessiert waren.
Ersteres, so kann ich sagen, hat sich erfüllt. Dank meiner Familie und Freunden, die ich nach Jahren wieder traf, gewann ich tiefere Einblicke in die polnischen Gewohnheiten und Bräuche und die Mentalität im Allgemeinen. So habe ich beispielsweise gesehen, was für einen großen Stellenwert die Familie in Polen noch hat. Dies hat sich vor allem an den weihnachtlichen Festtagen, zu denen sich die ganze Familie versammelt hatte, widergespiegelt. In Polen ist es nämlich üblich, dass wirklich alle Familienmitglieder zusammenkommen, auch diejenigen, die sich eigentlich in England oder Deutschland als Gastarbeiter niedergelassen haben. Für mich war es erstaunlich, wie viele Kilometer viele junge Polen zurücklegen, um an diesen Tagen zusammen mit ihren Familien zu sein. Darüber hinaus wurde mir der familiäre Zusammenhalt auch an den vielen Mahlzeiten, die man zusammen einnahm, deutlich. Im Gegensatz zu Deutschland ist mir auch aufgefallen, was für einen unglaublichen Stellenwert die Religion in Polen einnimmt. So wird beispielsweise Allerheiligen und Allerseelen sehr viel intensiver gefeiert. Auch an diesen Tagen fahren Familien in weit gelegene Städte, um ihre verstorbenen Verwandten zu betrauern. Zudem war ich zur Wohnungsheiligung bei meinen Verwandten – ein Brauch, bei der jede einzelne Familie vom Pastor der Gemeinde, der gegen ein Entgelt die Wohnung segnet, aufgesucht wird. In Deutschland würde wohl kaum jemand regelmäßig so viel Geld zahlen, damit der Pastor seinen Segensspruch „loswird“ und gleich darauf wieder verschwindet! Höhepunkt meiner kulturellen Eindrücke war aber sicherlich die Einladung zu einer polnischen Hochzeit.
Letzteres blieb hingegen weitgehend