Brechts Einschätzung der Gesellschaft ist die einer Gruppe von Menschen, die sich ständig verändert und die ständig in Frage gestellt werden muss. So ist die Wichtigkeit der Wissenschaft ein Beispiel dieser Veränderungen.

Der Fortschritt könnte nicht aufgehalten werden, denn die Menschen wollen immer nach vorne. Und auch wenn sie zum natürlichen Zustand zurückkehren wollen, wie z.B. die Hippies, machen sie ja eigentlich einen Schritt nach vorn, wollen eine neue Art des Zusammenlebens gründen.

Dies bringt uns zurück zu der Gesellschaft: wenn man die Kenntnisse ständig in Frage stellt und erweitert, warum tut man das nicht auch mit der Gesellschaft, mit unseren Beziehungen zu anderen Menschen, mit unseren Beziehungen zur Menschheit, meint Brecht. In der Tat ist die Gesellschaft durch die Wissenschaften, aber auch duch Sport, Bündnisse (Hochzeit, Familie, Freundschaft, Liebe), Wirtschaft (vor allem Marktwirtschaft) usw... ein lebendes Organismus, das sich ständig verändert.
Jedoch meint Brecht, man sei in eine Gesellschaft eingeboren, und hielte manche Sachen für selbstverständlich, weil man sie nie anders gesehen hat, weil man uns nie die Gelegenheit gegeben hat, sie anders zu sehen. Wie kann man es also bewirken, dass der Mensch die Gesellschaft, wie die Wissenschaft die Kenntnisse, ständig in Frage stellt?
Das ist laut Brecht die Rolle der Kunst, und noch mehr des Theaters, weil das Theater ja eben diese Funktion hat, die Gesellschaft darzustellen. Nur soll das Theater jetzt nicht mehr nur die Gesellschaft darstellen, sondern auch dem Zuschauer Ansätze geben, sie zu beurteilen, sie zu krtisieren. Man möchte dem Zuschauer die Widersprüche der Realität, die ihm so vertraut scheint, verdeutlichen. Dazu gibt Brecht mehrere Ratschläge, sowohl an Schrifsteller als auch an Schauspielern.

Die Schriftsteller sollen versuchen, in ihrem Stück ständig den Rythmus zu brechen, damit jede Illusion beim Zuschauer zerstört wird. Der Zuschauer soll ständig dran errinnert